Für viele stellt sich diese Frage, weil sie Probleme damit haben, sich vor anderen Personen nackt zu zeigen. Das kann in der Erziehung liegen oder andere Gründe haben.
Leider wird auch oft Sauna mit FKK und Sexclub gleichgestellt. Nur weil hier Leute nackt zusammensitzen und schwitzen, dichtet die Phantasie Vieler hier etwas herein, was absolut nicht richtig ist. Ok, die Sauna ist keine Kirche, aber für die Finnen ist sie trotzdem ein heiliger Ort.
Das Ablegen der Kleider an sich ist bereits eine erste Handlung zur Entspannung! In unserem Kulturkreis wird mit der Kleidung versucht, einen gewissen Eindruck, eine Rangordnung, herzustellen. Wie entspannend ist es schon, sich in der Umkleide diesen Zwanges zu entheben.
Exkurs: An dieser Stelle möchte ich daher mal zur Beobachtung auffordern. Schauen Sie sich mal Saunaneulinge an, die unsicher und schamvoll versuchen in Badebekleidung am Schwitzgang teilzunehmen. Ist das Entspannung? Das ja nicht das Handtuch verrutscht, das schamhafte Bedecken bestimmter Körperstellen und beobachten, was die anderen Gäste machen? Wer sich selber so unter Druck setzt, kann nicht mehr davon sprechen, die Seele baumeln zu lassen.
So kann man sagen, das Entkleiden ist bereits der erste Schritt in eine andere Welt. Man lässt mit der Kleidung voller Straßenstaub den Alltag mit seinen Problemen und Sorgen hinter sich.
Ich denke, man kann hier ohne Weiteres davon sprechen, eine rituelle Handlung zu vollziehen, um in eine ausgeglichene Grundstimmung zu kommen.
Natürlich läuft man dann in der Saunaanlage im Bademantel umher oder wickelt sich ein großes Saunatuch um den Leib. Hier ist auch schon mal der Unterschied zum FKK. Bei dem FKK will man fast überall nackt sein, in der Sauna muss man nur bei wenigen Aktionen nackt sein.
Bis heute haben Weiblein Männlein angeschaut und Männlein Weiblein und, und ,und.. und bisher sind alle noch komplett wieder nach Hause gegangen. Mal ehrlich, im Straßencafe wird mehr geschaut als in der Sauna. Da werden die Sitzplätze geradezu nach strategischen Überlegungen gewählt. In der Sauna ist dies schlecht möglich, da man die Bänke nicht umstellen kann. Auch lädt das Halbdunkel in der Kabine eher zum Dösen und Träumen ein.
Dies könnte man als die psychischen Gründe nehmen, warum man unbekleidet Saunabaden soll. Das Befreien den Körpers, von allem, was Status bedeuten kann, um mit den andern einfach gleich zu sein.
Schauen wir uns nun die körperlichen Auswirkungen an.
Das Ziel in der Saunakabine ist, den Körper aufzuheizen, um ihn im Anschluss daran abzukühlen.
Die Wärme hat drei Möglichkeiten in unseren Körper zu gelangen:
a) durch Kontakt, also über die Sitzfläche und die Rückenlehne
b) durch Übertragung, also durch die Heiße Luft und
c) durch Strahlung, also durch das Infrarot der Wände, der Deck und des Ofens.
Wenn wir uns z. B. nun in ein Saunatuch einwickeln, nehmen wir b) und c) schon man die Chance, uns an den bedeckten Stellen zu erwärmen. Damit wird erst einmal die Verweilzeit theoretisch länger. Das stimmt aber nicht, wie wir gleich sehen werden.
Unser Körper ist so gebaut, eine bestimmte Körperkerntemperatur zu halten. Also schaltet er in der Sauna um, auf Wärmeabwehr. Hierzu setzt er die über 2 Mio. Schweißdrüsen in Gang.
Nun lautet ein Spruch; jeder sichtbare Schweißtropfen ist verlorener Schweiß! Wie funktioniert nun die Kühlung der Körpers? Die Schweißdrüsen bringen mehr oder weniger Schweiß an die Körperoberfläche. Dort soll er mit der Verdunstungskühlung der Haut die Wärme entziehen. Damit die Kühlung also funktioniert muss der Schweiß verdunsten können! Ist aber eine Körperstelle bedeckt, so hat er dort nicht die Chance eine Kühlung hervorzurufen. Gleichsam strahlt auch der menschliche Körper Wärme ab, die nun nur bis zum Stoff kommt und dort wieder mehr oder weniger reflektiert wird. Egal wie groß oder klein nun die bedeckte Stelle ist, an ihr herrschen ungesunde tropische Verhältnisse. Eine feuchtwarme Schwüle! Von Kühlung keine Spur!
Nun kann man noch die Frage stellen, was bedeckt dort den Körper? Synthetik? Andere Stoffe? Wie verhält sich der Stoff (und die darin enthalte Chemie) in der Wärme und in Verbindung mit dem Schweiß? Das gilt aber nicht nur für die Saunakabine selbst. Hinterher geht es weiter. Solch ein feuchtwarmes Klima, wie es unter dem Stoffe herrscht, ist ein hervorragender Tummelplatz für Bakterien und Pilze. Grade im Vaginalbereich der Frauen könnte das zu Problemen führen.
Die andern Saunagäste sind auch bestimmt nicht erfreut, wenn solche Wäschestücke dann im Anschluss im Tauchbecken oder im Schwimmbad „gewaschen“ werden.
Wird dann Badebekleidung weiter auf der Haut getragen, entsteht der Effekt, den jeder vom Strandbad her kennt. Das Wasser verdunstet jetzt teilweise an der Luft und die Hautbezirke darunter unterkühlen. Natürlich auch im dafür besonders anfälligen Unterleibsbereich.
Schlussfolgerung: In unserem Kulturkreis nackt in die Sauna? JA!
Es gibt mehr Gründe die dafür sprechen, die Sauna nackt zu nutzen, als mit Badewäsche oder in ein Saunatuch gewickelt oder beides. Wer es dennoch tut, sollte sich der gesundheitlich möglichen Folgen bewusst sein. Und dann sind da auch noch die anderen Saunagäste, die es als einen empfindlichen Angriff auf ihre kollektive Nacktheit und Gleichheit betrachten und solche Saunanutzer kaum zu Freunden haben wollen. Hier reicht dann die Palette von demonstrativem darüber hinwegsehen bis zu aggressiven Äußerungen.
Abgesehen davon steht sowieso in so gut wie allen Hausordnungen der Saunabetriebe, das der Saunabereich Nacktbereich ist und damit ist jede Diskussion überflüssig.